Bücherregal
Dienstag, 29. Januar 2013

Rea und die Catnapper

In der Stadt verschwinden auf mysteriöse Art und Weise immer wieder Katzen. Rea und ihre Freunde stoßen auf eine Spur und sie führt geradewegs zu einem Pharmakonzern, der scheinbar in krumme Geschäfte verwickelt ist.

Der Hai schwimmt geradewegs auf mich zu. Doch ich werde weder von Panik noch von Angst ergriffen. Ich schaue ihm furchtlos in die Augen und bewege mich nicht von der Stelle.
Jetzt ist er nur noch eine knappe Armlänge von mir entfernt. Er hat bereits sein schauriges Maul geöffnet, in der Absicht, mich zu verspeisen. Ich meine seinen Todeshauch im Gesicht zu spüren, als plötzlich mein treuer Delphin ihn von hinten angreift.
Immer und immer wieder rammt der tapfere Delphin dem Hai seine starke Schnauze in den Bauch. Das macht er so lange, bis der Räuber die Flucht ergreift.
Dann, wie aus heiterem Himmel, höre ich eine mir vertraute Stimme:"Rea, aufstehen!"
Verwirrt blicke ich in die Augen meines noch verwirrteren Meeresfreundes. Was soll das? Stimmen unter Wasser? Und wieder:"Nun mach schon. Es ist sieben Uhr. Steh auf!"

Das ist zweifellos die Stimme meiner Mutter. Guten Morgen. Es ist Zeit aufzustehen, Zeit zum Frühstück, Zeit für die Schule. Es ist immer Zeit für irgendwas. Blöd! Dabei war ich gerade im Begriff, aus der Tiefe des Meeres aufzutauchen, an meiner Seite mein braver Gefährte Delphin - und dann meine drängelnde Mutter:"Komm endlich!"

"Ja, ich bin gleich wach." Raus aus dem Wasser - ähm, aus dem Bett - und hinein ins wahre Leben.
Wer ich bin? Ach so, ja.
Also, ich heiße eigentlich Andrea, "eigentlich" deshalb, weil mich alle nur Rea nennen. Auch meine Lehrer, ja, selbst die, obwohl ... Na, zu denen komme ich später. Ich bin schon fast zwölf Jahre alt, habe schwarze Haare und eine Igelfrisur. Ich besuche ... Unsinn, das sagen immer die Erwachsenen: Ich besuche ... Als ob ich mal eben auf einen Sprung in der Schule vorbeischauen würde oder Oma und Opa besuchen wollte. Einigen wir uns auf: Ich gehe in die sechste Klasse der Bertolt- Brecht- Gesamtschule.
So, nun entschuldigt mich, ich werde erst mal frühstücken, danach muss ich mich waschen, Zähne putzen nicht vergessen, na ja, alle diese Unannehmlichkeiten, ihr wisst schon. Wie - ob ihr mitkommen könnt? Na klar! Logisch, bei mir passiert immer etwas.
"Na endlich", mault meine Mutter. "Es ist bereits Viertel nach sieben und heute ist Donnerstag. Du weißt doch, dass ich da schon um acht im Labor sein muss." Meine Mama arbeitet als MTA, das heißt medizinisch- technische Assistentin, bei einem großen Pharmakonzern, in dem unter anderem Pillen, Salben und alle möglichen Medikamente hergestellt werden. Seit Papa gestorben ist, das ist jetzt ungefähr drei Jahre her, geht Mama wieder ganztags arbeiten.
"Stimmt", sage ich, "heute ist Donnerstag." Dabei fällt mir ein, dass Religion, Physik und Englisch auf dem Stundenplan stehen. Das bedeutet, dass die Schule erst um halb drei aus ist. Und zu allem Überfluss steht von drei bis vier noch dieser blöde Förderunterricht in Mathe an. Ätzend.
"Du weißt, dass du heute deinen Förderkurs hast", schnappt Mama meine Gedanken auf.
"Mhm", antworte ich.
"Du weißt auch, dass du dich in Mathe besonders ins Zeug legen musst, die letzte Fünf war schlimm genug."
"Musst du mich denn immer daran erinnern, noch dazu beim Frühstück", erwidere ich. "Es ist nicht gut für Kinder, schon am frühen Morgen mit der grausamen Wirklichkeit konforiert zu werden."
"Das heißt konfrontieren,und wenn ich dich abends mit Erinnerungen an die Schule konfrontiere, sagst du, dass du böse Träume bekommst, von Zahlenmonstern und Vampirlehrern."
Da hat sie Recht, also sollte man das ganze Gerede bleiben lassen - aber das sage ich besser nicht. Nicht jetzt, ich brauche noch eine Menge Kraft und Schwung, um den heutigen Tag zu überstehen.
"Ich muss los, mein Schatz, ich bin heute Abend so gegen sechs zu Hause."
Rea, und sei schön brav, geh nach der Schule zu Oma - ich weiß, dass das jetzt kommt. Achtung!
"Und sei schön brav und vergiss nicht, zum Essen zu Oma Roth zu gehen."
Na, seht ihr! "Mach ich, aber danach will ich noch zu Nora und Oskar", antworte ich.
"Gut, aber sei um sieben zu Hause." Meine Mutter gibt mir einen Kuss und rauscht aus der Wohnung.
Und tschüs!
Ab ins Badezimmer, schnell noch die Katzenwäsche und Zähne geputzt. Ach herrje, schon Viertel vor acht, nun aber flott in meine Lieblingsjeans und mein Lieblings- T-Shirt. Rea, die Schuhe nicht vergessen! Strümpfe? Nee, das Wetter scheint heute ja mal gut zu werden. Keine Wolke am Himmel. Wurde auch langsam Zeit, immerhin haben wir schon Anfang Juni. Bisher war das Wetter eher ein Reinfall: Regen, Regen, Regen, nichts als Regen.
Ach, ich liebe die Sonne!

  • Rea und die Catnapper
  •  
  • Kinderkrimi

    Über Rea

    Rea lebt allein bei ihrer Mutter. Das Leben könnte für sie und ihre Freunde ganz schön langweilig sein, wenn sie nicht ständig über seltsam mysteriös Vorkommnisse stolpern würde. Der Fall, den die Spürnase nicht löst, muss noch erfunden werden. Dabei kommen ihr zwei Eigenschaften zugute: Rea ist weder auf den Kopf, noch auf den Mund gefallen.

    • 9042